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Tag des brandverletzten Kindes 2022

Dec 07, 2022
Baby am Backofen

Heute ist Tag des brandverletzten Kindes.

Als Notärzte wissen wir, dass die häufigsten Verbrennungen oder Verbrühungen zu Hause passieren. Etwa 30% davon mit heißer Flüssigkeit. In den allermeisten Fällen kommt es zu Verbrennungen im Kopf/Halsbereich, weil Kinder heiße Getränke ihrer Eltern vom Tisch ziehen oder versehentlich aus der Hand schlagen. Eine der größten Gefahrenquellen in der Küche ist nicht etwa der Backofen, sondern herabhängende Kabel von Wasserkochern. 

Lukas hat sich als Kleinkind im Alter von 1,5 Jahren selbst schwer an kochendem Wasser verbrüht. Die sichtbaren Verbrennungsnarben begleiten Kinder meist ein Leben lang. Aber nicht nur die sichtbaren, sondern auch die unsichtbaren psychischen Narben nach so einem Trauma der Brandverletzung beschäftigen Betroffene und Familien, vor allem auch, weil es einfach nicht ausreichend ambulante psychologische Betreuungsmöglichkeiten gibt. 

 

Nicht ohne Grund liegt der Tag des schwerbrandverletzten Kindes in der Vorweihnachtszeit. Denn diese eigentlich schöne Zeit bringt viele Gefahrenquellen mit sich. Feuer hat zum einen eine wahnsinnige Anziehungskraft auf kleine Kinder. Sie greifen nach brennenden Kerzen auf dem Adventskranz oder auch nach Flammen im Kaminofen und können sich so schwere Verbrennungen an den Handinnenflächen zuziehen. Zum anderen werden warme Getränke in den Wintermonaten öfter und auch heißer getrunken.

Eine weitere Gefahr zum Jahresende ist das “Spielen" mit Silvesterknallern. Hier sind Handverletzungen und Kopf-/Augenverletzungen häufig.

Die Besonderheit bei Verbrennungen ist, wie bei allen Schmerzreflexen, dass die Weiterleitung der Schmerzinformation bis hin zur motorischen Reaktion, also dem “Hand wegziehen”, über mehrere verschiedene Synapsen weitergeleitet wird. Die Reaktion dauert hier also länger als bei z.B. Eigenreflexen. 

 

Wie solltet ihr im Notfall reagieren? 

Sofortiges Kühlen der betroffenen Körperteile mit lauwarmem Wasser. Niemals Eiswasser oder zu kaltes Wasser verwenden, da die Gefahr der Auskühlung insbesondere bei Kleinkindern viel zu groß sein kann.  

Die Wunde sollte mit einem sauberen Tuch abgedeckt werden und der Notruf so zügig wie möglich abgesetzt werden. Immer wieder sehen wir Ersthelfer am Notfallort, die mit den besten Absichten diverse “Hausmittelchen” wie Butter, Öle oder Salben auf Verbrennungswunden auftragen. Das solltet ihr auf jeden Fall unterlassen.

 

Unsere Checkliste für die Vermeidung von Verbrühungen und Verbrennungen – zusammengestellt von Notärzten und Eltern von 2-jährigen Zwillingen: 

  1. Kabel von Wasserkochern sollten niemals von der Küchenarbeitsplatte herabhängen.
  2. Niemals heiße Getränke am Tischrand abstellen.
  3. Auf Tischdecken verzichten, besser Platzsets verwenden, die nicht vom Tisch herabhängen.
  4. Heiße Oberflächen wie Kaminöfen oder auch Herdplatten sollten mit einem Kinderschutzgitter versehen werden.
  5. Kontrolliert vor dem Baden immer die Wassertemperatur mittels Thermometer und der eigenen Unterarm-Innenseite.
  6. Wärmflaschen sollten immer vor Gebrauch auf Funktion und Dichtigkeit geprüft und dann dicht verschlossen werden.
  7. Wärmflaschen oder erwärmte Kirschkernkissen niemals ohne weitere Lage auf Kindshaut wie z.B. auf den Bauch legen.
  8. Brennende Kerzen, aber auch Streichhölzer, Feuerzeuge oder Feuerwerkskörper sollten immer außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Kinder sollten bei z.B. brennenden Kerzen auf dem Adventskranz auch niemals unbeaufsichtigt sein. 
  9. Warme Speisen sollten immer vor dem Füttern getestet werden. Vorsicht bei aufgewärmten Speisen, diese können auch unterschiedlich heiße Bereiche haben und sollten immer gut durchmischt werden.
  10. Denkt auch immer an Steckdosensicherungen.
  11. Elektrische Heizdecken gehören niemals in ein Babybettchen. 
  12. Heizstrahler z.B. über der Wickelkommode sollten immer nur unter strenger Kontrolle und entsprechend den Sicherheitshinweisen der Hersteller verwendet werden.

Kommt gut durch die Wintermonate!

Viele Grüße 
Annalena und Lukas 

 

Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen Behandlungen, er dient lediglich der Information.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:
Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin

Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin  

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