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Beikost-Start: wie geht das?

Mar 07, 2023
Beikosteinführung Baby beim Essen

Unsere Kinderärztin sagte immer: “...ach mit Milchnahrung können Kinder laufen lernen”. 

Es stimmt, dass sich die Milchnahrung, sei es Muttermilch oder sog. “Kunst/Fertigmilch” wunderbar an die Bedürfnisse von Säuglingen anpasst und all die wichtigen Bausteine einer vollwertigen Ernährung in den ersten Lebensmonaten aufweist.

Ab dem 7. begonnenen Lebensmonat werden jedoch die Bedürfnisse normal entwickelter Säuglinge durch die Milchnahrung selbst nicht mehr vollständig gedeckt und Säuglinge brauchen zusätzliche Nährstoffe, insbesondere für die Gehirnentwicklung, aber dazu komme ich gleich nochmal. 

All das weiß ich spätestens seit meiner Weiterbildung zur Ernährungsmedizinerin, aber unsere Kinder wissen das auch schon. Ich erinnere mich gerne an meine beiden schimpfenden Rohrspatzen, die am Tisch oder auf dem Schoß sitzend, als sie “beikostreif” wurden, etwas von dem “Erwachsenenessen” abhaben wollten. 

Beikost Einführung - lasst euch nicht stressen!

Ich hatte das Glück, selbst für meine Zwillinge kochen zu können (damit meine ich vor allem zeitlich). Wer das aber nicht schafft, kann und sollte selbstverständlich auf die gängigen fertigen “Gläschen” zurückgreifen. Wir hatten für unterwegs auch das ein oder andere Gläschen ausprobiert und ich war nicht unzufrieden. 

Tatsächlich ist es in Deutschland so, dass die “Fertiggläschen” unter sehr strengen Richtlinien nährstoffschonend produziert werden müssen und ihr schadet eurem Kind damit nicht.

Bitte lasst euch also von niemandem (insbesondere nicht von der Mütterpolizei) ein schlechtes Gewissen einreden! Jeder sollte sein Kind so ernähren, wie er es für richtig hält. 

Es schadet aber niemandem, sich vor Beginn der Beikost ein bisschen mit dem Thema Beikost und mit den Fragen Wie? Was? und Warum? auseinanderzusetzen. 

Es gibt verschiedene Ernährungsformen, die Erwachsene aufgrund von verschiedenen Allergien, Unverträglichkeiten, ethischen oder religiösen Gründen und letztlich auch aufgrund des Geschmacks ausüben. 

Wenn man sich mit dem Thema Ernährung befasst, liest man überall, dass es wichtig ist, sich ausgewogen zu ernähren. Easy!... oder doch nicht? Es heißt ja auch immer “Kinder holen sich das, was sie brauchen”. Ja das stimmt, dazu muss man aber auch entsprechende Nährstoffe, Proteine, Vitamine usw. anbieten und auch prüfen, ob die enthaltenen Stoffe gut bioverfügbar sind (also auch gut vom Darm aufgenommen werden können. Kleiner Exkurs: Bloß weil sie ausreichend in dem Lebensmittel vorhanden sind, heißt es leider noch nicht, dass der Darm diese Nährstoffe direkt aufnehmen kann, teilweise sind verschiedene Prozesse sog. Reduktionen/ Oxidationen nötig) und das Baby dies auch in der entsprechenden Menge zu sich nimmt. Es ist ein bisschen wie Mathematik, nur zum Glück alles ein bisschen intuitiver. 

Kinder, die man an das “neue” Essen heranführt, müssen sich erstmal an das Unbekannte gewöhnen und es gibt eben Kinder, denen das leichter fällt als anderen. Verzweifelt also nicht und bleibt am Ball, denn das wird euch die kommenden Jahre sehr erleichtern, versprochen! 

Beikost ab 4 Monaten?

Man sollte mit der Beikosteinführung ab dem 5.-7. Lebensmonat (!) beginnen in Abhängigkeit der Beikostreife bzw. der aktuellen Essfähigkeiten. Die Einführung der Beikost bedeutet eigentlich, dass hier dann Schritt für Schritt andere Lebensmittel die Muttermilch oder auch Fertigmilch ergänzen und später ersetzen sollen. 

Der Ernährungsplan im 1. Lebensjahr beruht auf den Ergebnissen vom Forschungsinstitut für Kinderernährung und alles was ich hier schildere ist die Empfehlung im deutschsprachigen Raum, da es sich bei der Einführung der Beikost ja auch um etwas kulturell geprägtes handelt.

Ganz grob werden im Prinzip nach und nach 3 Breie eingeführt und so gehts: 

  1. Zuerst ein Gemüsebrei bestehend aus zunächst einer Gemüsesorte (z.B. Karotte), der dann nach ein paar Tagen um Kartoffel und auch Fleisch (und später alternativ Fisch) ergänzt wird. Dieser Brei ist besonders reich an gut bioverfügbarem Eisen und auch an Zink.
    (Nach aktueller Empfehlung 1-2x wöchentlich Fleisch und 1-2x wöchentlich Fisch)
  2. Dann ergänzt und später ersetzt ein Milch-Getreidebrei, der reich ist an gut bioverfügbarem Calcium eine Milchmahlzeit.
  3. Und dann ein Getreide-Obst-Brei. Dieser enthält sowohl pflanzliches Eisen als auch Vitamin C reiches Obst und kann so auch zur Eisenversorgung mit beitragen. 

Eine häufige Frage beim Thema Beikost ist die Menge. Monat für Monat ersetzt man eine Milchmahlzeit durch eine Breimahlzeit bis im Alter des Babies von dann ca 7-9 Monaten alle 3 Breie eingeführt sind. Ab dem 10. Monat geht es dann in die Familenkost, dazu erfahrt ihr mehr in unserem nächsten Blogartikel.

Wenn es um die Empfehlung zu Getränken in der Säuglingsernährung geht, gehen die Meinungen teilweise auseinander. Ganz klar ist aber, dass spätestens mit Einführen des letzten Breis und mit dem Übergang in die Familienkost tgl. 200ml Trinkmenge empfohlen werden. Hier ist von stillen Wasser oder ungesüssten Kräuter/ Früchtetees die Rede. Säfte oder instant Säuglings”tees” sind keine adäquaten Durstlöscher und sollten aufgrund des erhöhten Kariesrisikos auch nicht als solche eingesetzt werden. 

Wir wünschen euch einen guten Start in diese so besondere Zeit. Ich erinnere mich so gerne an den ersten Brei unserer Mädels und bin immer wieder fasziniert, mit welcher Neugierde sie neues Essen probieren, essen und lieben oder auch mal ablehnen. Das kommt bei uns zum Glück nicht oft vor.

Alles Liebe
Annalena

PS: Du willst noch mehr übers Essen mit deinen Kids wissen? Dann habe ich hier noch einen Lesetipp zum Abschluss: Hier findest du unsere 5 Tipps fürs sichere Essen!


Quellen: 

Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin
Dr. med. Annalena Dehé

Mutter und Notfallmedizinerin

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