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Behandlung von Verbrennung und Verbrühungen bei Kindern

Nov 18, 2024
Versorgung von Brand- und Verbrühungsverletzungen bei Kindern

Die Behandlung von Verbrennungen und Verbrühter Haut bei Kindern ist ein wichtiges Thema, das uns als Eltern und Betreuer alle betrifft. Kinder neigen eher dazu, sich zu verbrennen oder zu verbrühen als Erwachsene, weil ihre Haut zarter ist und sie die Welt voller Neugier erkunden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie wir Verbrennungen vorbeugen können und was zu tun ist, wenn doch ein Unglück passiert. 

Was sollte ich bei einer Verbrennung beim Kind tun? Die betroffene Stelle sollte von Kleidung oder Windel befreit werden. Anschließend ist es wichtig, die Stelle sofort maximal 15 Minuten lang mit lauwarmem Wasser (20 °C) zu kühlen. Eine Beruhigung des Kindes ist wichtig, um Angst und Schmerzen zu lindern. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass das Kind ausreichend trinkt, sofern es bei Bewusstsein ist.

Im Folgenden gehen wir noch genauer auf die Details zum Thema Verbrennungen ein. Wir besprechen die verschiedenen Arten von Verbrennungen, die Ursachen und Symptome sowie die Behandlung und Prävention. Ebenfalls verdeutlichen wir dir, was du beachten musst und geben dir einige Tipps mit auf den Weg.

Was sind die Unterschiede zwischen Verbrennungen und Verbrühungen?

Obwohl Verbrennungen und Verbrühungen beide thermische Verletzungen der Haut durch Hitzeeinwirkung sind, lassen sich einige wichtige Unterschiede erkennen:

  • Verbrennung: Thermische Verletzung durch trockene Hitze (z. B. Feuer, heiße Gegenstände)
  • Kälteverbrennung: eine Sonderform der Erfrierung, die lokal mit der Verbrennung vergleichbare Schäden verursacht
  • Verbrühung: Thermische Verletzung durch heiße Flüssigkeiten oder Wasserdämpfe (z. B. kochendes Wasser, Dampf)

Arzt erklärt Verbrennungen und Verbrühungen

Ursachen von Verbrennungen und Verbrühungen

für Verbrennungen:

  • Offenes Feuer (Lagerfeuer, Grill, Kamin)
  • Heiße Gegenstände (Herdplatten, Backofen, Bügeleisen)
  • Strom (Blitzeinschlag, defekte Geräte)
  • Sonnenstrahlung (Sonnenbrand)

für Verbrühungen:

  • Kochende Flüssigkeiten (Wasser, Tee, Kaffee, Suppe)
  • Dämpfe (Töpfe, Kaffeemaschinen, Dampfkochtopf)
  • Heiße Getränke (Kaffee, Tee, Kakao)
  • Badewasser (zu heißes Badewasser, Whirlpool)

für Kälteverbrennungen: 

  • Flüssiger Stickstoff
  • Trockeneis
  • Sehr kalte Metalle (z. B. bei der Arbeit mit unbehandeltem Metall im Winter)
  • Langfristiger Hautkontakt mit kalten Flüssigkeiten (z. B. langes Tragen nasser Handschuhe bei Minusgraden)

Verbrennungen können durch direkten Kontakt mit der Hitzequelle entstehen, während Verbrühungen auch durch herum spritzende Flüssigkeiten oder Dämpfe verursacht werden können. Verbrühungen betreffen meist größere Hautflächen, da Flüssigkeiten schnell verlaufen können. Kinder sind besonders anfällig für schwere Verbrühungen, da ihre Haut dünner und empfindlicher ist.

Beispiele für häufige Unfallquellen im Haushalt, die Verbrennungen und Verbrühungen verursachen können:

  • Herdplatten: Berühren von heißen Töpfen oder Pfannen, Umkippen von Flüssigkeiten.
  • Backofen: Beim Anfassen von heißen Backblechen oder Auflaufformen.
  • Mikrowelle: Verbrennungen durch heiße Speisen oder Getränke.
  • Kaffeemaschine: Heißer Dampf oder Spritzer von kochendem Wasser.
  • Toaster: Verbrennungen beim Herausnehmen von heißen Toasts.
  • Badewanne: Zu heißes Badewasser.
  • Dusche: Verbrühung durch zu heißes Wasser.
  • Föhn: Verbrennungen können durch die heiße Luft entstehen, wenn der Föhn zu nah an der Kopfhaut gehalten oder zu lange auf einer Stelle anwendet wird.
  • Kamin: Funkenflug, Berühren von heißen Teilen des Kamins.
  • Kerzen: Beim Umkippen oder Herabfallen von Kerzen können sich rasch die Kleidung oder die Haare entzünden.
  • Bügeleisen: Berühren der heißen Bügelfläche.
  • Grill: Verbrennungen durch offene Flammen oder heiße Glut sowie beim Berühren des Grill-Equipments.
  • Feuerschale: Funkenflug, Berühren von heißen Teilen der Feuerschale.

Erkennungsmerkmale und Symptome

Verbrennungen und Verbrühungen werden je nach Schwere der Verletzung in vier Grade unterteilt. Grad II lässt sich dabei nochmals in zwei Unterkategorien einteilen, um die Tiefe und Ausprägung genauer zu beschreiben. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die verschiedenen Verbrennungsgrade, ihre typischen Symptome und die Heilungstendenzen.

Verbrennungsgrad Symptome / Aussehen Heilungstendenz / Folgen
Grad I
  • Rötung, Schwellung, Schmerzen
  • Hitzegefühl, Brennen
  • Heilt innerhalb von 7–10 Tagen ab
  • Keine Narbenbildung
  • Leichte Pigmentveränderungen möglich
Grad IIa
  • Starke Rötung, Schwellung
  • Schmerzen, Blasen mit klarer Flüssigkeit
  • Spontanheilung innerhalb von 2 Wochen
  • Meist ohne Narbenbildung
Grad IIb
  • Rötung, weiße/gelbliche Verfärbung
  • Blasen mit trüber Flüssigkeit
  • Keine Schmerzen (verändertes Schmerzempfinden)
  • Keine Spontanheilung
  • Narbenbildung wahrscheinlich
  • Operative Entfernung des abgestorbenen Gewebes und Hauttransplantation oft notwendig
Grad III
  • Weißlich bis bräunlich verfärbte Haut
  • Keine Schmerzen (Nervenenden zerstört)
  • Heilung nur mit Narbenbildung
  • Hauttransplantationen erforderlich
  • Risiko für Gewebe- und Nervenschäden
Grad IV
  • Schwarze, verkohlte Haut
  • Auch tiefere Gewebeschichten wie Muskeln und Knochen betroffen
  • kein Schmerzempfinden
  • Meist lebensbedrohlich
  • Oft Amputationen erforderlich
  • Hohe Infektionsgefahr und Gefahr von Sepsis

Eine Unterscheidung zwischen Grad II a und Grad II b ist am Anfang oft schwer zu treffen (sogenanntes Nachbrennen). Daher kann sich die Einstufung im Verlauf ändern.

Zusätzliche Symptome bei schweren Verbrennungen

Bei schweren Verbrennungen bei Kindern können neben den direkten Hautschäden auch andere Symptome auftreten. Es ist wichtig, auf diese Anzeichen zu achten, da sie auf Komplikationen hinweisen. Wenn dein Kind zum Beispiel nach einer Verbrennung plötzlich Fieber bekommt oder über Schüttelfrost klagt, könnte das ein Zeichen für eine Infektion oder eine systemische Reaktion des Körpers sein. Eine systemische Reaktion bedeutet, dass der gesamte Körper auf eine Verletzung oder Infektion reagiert, nicht nur die betroffene Stelle.

Auch Übelkeit und Erbrechen sind nicht unüblich und zeigen, dass der Körper mit dem Schockzustand zu kämpfen hat. Gerade bei kleineren Kindern ist das Risiko für Kreislaufprobleme höher, da sie viel schneller Flüssigkeit verlieren. Achte daher auf Symptome wie Blässe, Schwindel oder schnelle Atmung. Bei schweren Verbrennungen ist es wichtig, sofort ärztliche Hilfe zu holen, da sie auch den Kreislauf und die inneren Organe deines Kindes belasten können.

Weitere mögliche langfristige Auswirkungen von Verbrennungen:

  • Bei Verbrennungen, vor allem bei schwereren Verletzungen, können neben den körperlichen Folgen auch langfristige psychische Auswirkungen auftreten, an die du denken solltest. Dein Kind könnte beispielsweise unter Angst, Schlafstörungen oder sogar einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden. Auch das Erleben von Schmerzen und die Erinnerung an den Unfall können psychisch belasten. Es ist daher wichtig, auf das emotionale Wohlbefinden deines Kindes zu achten und gegebenenfalls Unterstützung durch einen Therapeuten in Betracht zu ziehen.

Schmerzbehandlung bei Verbrennungen 

Die Behandlung von Schmerzen bei sichtbaren Hautverletzungen hängt von der Art und Schwere der Verletzung ab. 

Zusätzliche Faktoren wie Lokalisation, Alter und vorhandene Erkrankungen spielen bei der Schmerzempfindung eine Rolle. 

Wichtig:

  • Die Schmerzintensität ist nicht immer ein zuverlässiger Indikator für die Schwere der Verbrennung.
  • Auch bei leichten Verbrennungen und Verbrühungen sollte ein Arzt konsultiert werden.

Wusstest du, dass Schätzungen nach bis zu 70 % aller Verbrennungen bei Kindern falsch erstbehandelt werden? Die Folgen können lebenslang ausgeprägte Narben sein, die auch psychische Folgen mit sich bringen können. Daher ist es so wichtig, im Notfall richtig zu reagieren und die Wunde richtig zu behandeln.

Um die Schmerzen deines Kindes bei einer Verbrennung zu lindern, gibt es einige erste Maßnahmen, die du direkt ergreifen kannst:

  • Kühlung: Lindert Schmerzen und Schwellung.
  • Schmerzmittel: Paracetamol, Ibuprofen (nur nach ärztlicher Rücksprache).

Verbrennungen richtig einschätzen 

Eine zweit- bis drittgradige Verbrennung kann ab 10 % verbrannter Körperoberfläche bei Erwachsenen und ab 5 % verbrannter Körperoberfläche beim Kind zum lebensgefährlichen hypovolämischen Schock führen. Die Toleranz ist stark abhängig von Allgemeinzustand und Alter der betroffenen Person.

Zur Bestimmung der Verbrennungsfläche bei Erwachsenen bedient man sich der Neunerregel nach Wallace, benannt nach dem schottischen Chirurgen A. B. Wallace. Bei Kindern müssen die Körperproportionen anders berücksichtigt werden als bei Erwachsenen, weshalb spezielle Verfahren für jedes Alter mit angepassten Werten verwendet werden. Mit diesen Methoden kann man ungefähr ermitteln, wie viel Prozent der Körperoberfläche verbrannt sind.

Die Neunerregel nach Wallace ist ein etabliertes Verfahren zur Bestimmung der verbrannten Fläche bei Erwachsenen. Der Körper wird in verschiedene Regionen aufgeteilt, denen jeweils ein fester Prozentsatz der Körperoberfläche zugeordnet wird:

  • Neunerregel: Einteilung des Körpers in Prozentflächen (z. B. Kopf/Hals 9 %, Arm 9 %)
  • Faustregel: Ist die verbrannte Fläche größer als die kindliche Handfläche, solltest du einen Arzt aufsuchen.
Körperteil Erwachsener Kind (bis zum 5. Lebensjahr) Säugling
Kopf/Hals 9 % 15 % 20 %
Rumpf 36 % 32 % 30 %
Arme 18 % 19 % 18 %
Beine 36 % 34 % 30 %
Genitalien 1 % 0 % 2 %

Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

Schnelle und richtige Erste Hilfe ist wichtig, um die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.

Kühlen

  • Die betroffene Stelle sofort mit lauwarmem Wasser (20°, nicht mit Eis) für maximal 15 Minuten kühlen.
  • Das Wasser sollte nicht zu kalt sein, da es sonst zu Unterkühlung kommen kann.
  • Kühle die betroffene Stelle nicht länger als 15 Minuten, da dies zu Unterkühlung führen kann.

Arzt erklärt die Verwendung von lauwarmem Wasser bei Verbrennungen

Abdecken

  • Die betroffene Stelle möglichst mit einer sterilen Wundauflage aus dem Verbandskasten abdecken. Alternativ kannst du auch ein ausreichend großes Pflaster oder eine Mullbinde verwenden.
  • Achte darauf, dass du die Brandblasen dabei nicht versehentlich öffnest.

Alarmieren

  • Einschätzung der Wunde und Situation und passende Hilfe dazuholen (siehe Abschnitt: Wann sollte man mit einem Kind nach einer Verbrennung zum Arzt gehen?)

Vermeide diese Fehler beim Kühlen von Verbrennungen

  • Eiswürfel: Lege niemals Eiswürfel direkt auf die Haut. Dies kann zu Erfrierungen führen, welche die Verbrennung verschlimmern können.
  • Kaltes Leitungswasser: Verwende kein kaltes Leitungswasser, um Verbrennungen zu kühlen (die Temperatur des Wassers sollte bei 20 Grad Celsius liegen, zu kaltes Wasser kann zu Unterkühlung und weiteren Schäden am Gewebe führen).
  • Zu langes Kühlen: Kühle die betroffene Stelle nicht länger als 15 Minuten. Längeres Kühlen kann ebenfalls zur Unterkühlung führen.
  • Eisbeutel: Verwende keine Eisbeutel, die direkt auf die Haut gelegt werden. 
  • Kühle keine großflächigen Verbrennungen oder den Körperstamm, da dies zur Unterkühlung führen kann

Weitere Fehler, die du vermeiden solltest:

  • Blasen aufstechen: Steche niemals Blasen auf, die sich durch eine Verbrennung gebildet haben. Dies kann zu Infektionen führen.
  • Cremes und Salben: Trage keine Cremes oder Salben auf die betroffene Stelle auf, bevor du nicht mit einem Arzt gesprochen hast.
  • Verband: Verwende keinen luftdichten Verband, um die betroffene Stelle abzudecken. Dies kann die Heilung verzögern.
  • Hausmittel: Verwende keine Hausmittel wie Butter oder Zahnpasta, um Verbrennungen zu behandeln. Diese Mittel können die Heilung verzögern, die Verbrennung verschlimmern oder Infektionen hervorrufen.

Bei Verbrennungen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und schnell zu handeln. Die ersten Minuten nach der Verbrennung sind entscheidend, um die Schwere der Verletzung zu minimieren.

Im besten Fall hast du in deinem Notfallset ein nicht haftendes steriles Tuch, mit dem du die Wundfläche bis zur medizinischen Wundversorgung durch einen Arzt abdecken kannst. Damit wird das Eindringen von Schmutz und Erregern in die frische Wunde verhindert und somit das Risiko für eine Wundinfektion reduziert.

Möchtest du noch mehr darüber erfahren? Nimm an unserem Erste Hilfe Online Kurs am Kind und Baby teil und lerne alles, was du im Notfall wissen musst. 

Wann sollte man mit einem Kind nach einer Verbrennung zum Arzt gehen?

Eine ärztliche Mitbeurteilung solltest du in die Wege leiten, wenn

  • die Verbrennung größer als eine Handfläche ist.
  • die Verbrennung im Gesicht, an den Händen, Füßen, Genitalien oder im Intimbereich liegt.
  • die Verbrennung mit Blasenbildung, weißem Wundgrund oder Verkohlung (ab Verbrennungsgrad II) einhergeht.
  • die Verbrennung durch Chemikalien oder Strom verursacht wurde.
  • Rauch eingeatmet wurde.
  • das Kind bewusstlos ist.

Einen Arzt aufsuchen solltest du auch, wenn:

  • das verletzte Kind noch im Säuglings- oder Kleinkindalter ist
  • dein Kind starke Schmerzen hat
  • die Verbrennung nicht innerhalb von 7–10 Tagen abheilt
  • du Fragen oder Bedenken hast

Die ärztliche Begutachtung ist bei Verbrennungen sehr wichtig, um Infektionen zu vermeiden, die Narbenbildung zu reduzieren und die bestmögliche Behandlung für dein Kind zu gewährleisten.

Für den Transport zum Arzt oder Krankenhaus:

  • Alarmiere den Notruf (112), wenn die Verbrennung schwerwiegend ist, Rauch eingeatmet wurde oder wenn das Kind bewusstlos ist. Fahre dann auf keinen Fall selbst ins Krankenhaus.
  • Lagere die betroffene Stelle hoch, um die Schwellung zu reduzieren.
  • Decke die betroffene Stelle mit einer sterilen Wundauflage ab.
  • Vermeide es, die betroffene Stelle zu berühren, da dies zu Infektionen führen kann.
  • Lasse das Kind Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, jedoch nur bei vollem Bewusstsein.
  • Verabreiche Schmerzmittel, wenn die Schmerzen sehr stark sind und der Arztbesuch nicht mehr abgewartet werden kann.

Behandlung von spezifischen Verbrennungstypen

Die Behandlung von Verbrennungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. der Größe, Art, Tiefe und Lokalisation der Verbrennung

Chemische Verbrennungen: 

  1. Entferne die Chemikalie so schnell wie möglich von der Haut, jedoch ohne dich selbst in Gefahr zu bringen.
  2. Spüle die betroffene Stelle mit viel Wasser für etwa 20 Minuten.
  3. Decke die betroffene Stelle möglichst mit einer sterilen Wundauflage ab (alternativ ein ausreichend großes Pflaster, eine Mullbinde)
  4. Informiere den Giftnotruf.
  5. Suche einen Arzt auf.

Elektrische Verbrennungen:

  1. Schalte die Stromquelle aus, bevor du das Kind berührst.
  2. Verwende einen nicht leitenden Gegenstand, wie einen Holzstock oder ein dickes Kunststoffobjekt, um das Kind von der Stromquelle zu entfernen.
  3. Lege eine große sterile Wundauflage auf die betroffene Stelle. Diese findest du in deinem Verbandkasten, z. B. im Auto.
  4. Lass das Kind in jedem Fall von einem Arzt untersuchen.

Leichte vs. schwere Fälle

Hier ist eine übersichtliche Tabelle, welche die Erste-Hilfe-Maßnahmen für leichte und schwere Verbrennungen sowie die wichtigsten Unterschiede zusammenfasst:

Merkmal Leichte Verbrennung (Grad I) Schwere Verbrennung (Grad II und II)
Symptome Rötung, leichte Schwellung, Schmerzen Blasen, starke Schmerzen, Verfärbungen, Gewebe- oder Nervenschäden
Erste-Hilfe-Maßnahmen
  1. Kühlen mit kaltem Wasser (max. 15 Minuten)
  2. Mit einem sauberen Verband abdecken
  3. Schmerzmittel bei Bedarf geben
  4. Symptome beobachten
  1. Notruf absetzen
  2. Mit einem sauberen, feuchten Tuch abdecken
  3. Wunde nicht anfassen oder Blasen öffnen
  4. Verletztes Körperteil hochlagern
  5. Auf medizinische Hilfe warten
Behandlungsort Meist Zuhause im Krankenhaus/Arztpraxis

Wenn dein Kind sich verbrannt hat, gibt es einige zusätzliche Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um ihm zu helfen und die Heilung zu unterstützen. Wenn die Schmerzen sehr stark sind, kannst du ihm ein Schmerzmittel geben. Achte dabei darauf, die Dosierung mit dem Arzt abzusprechen, falls du dir unsicher bist.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tetanusprophylaxe. Überprüfe den Tetanusschutz deines Kindes im Impfpass und lass ihn gegebenenfalls auffrischen. Tetanus ist eine schwere Infektionskrankheit, welche durch Bakterien verursacht wird, die in Wunden eindringen. Besonders bei offenen Wunden ist ein aktueller Tetanusschutz wichtig, um das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Halte die betroffene Stelle immer sauber und beobachte sie sorgfältig. Achte auf Anzeichen einer Infektion, denn eine saubere Wunde ist der erste Schritt zur Heilung.

Und vergiss nicht, deinem Kind ausreichend Ruhe zu gönnen. Die Heilung braucht Zeit und Ruhe hilft, dass es sich schnell wieder besser fühlt. 

Indem du diese Maßnahmen berücksichtigst, unterstützt du dein Kind bestmöglich auf dem Weg zur Genesung.

Wie kann ich mein Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen schützen?

Im Folgenden haben wir für dich ein paar allgemeine Vorsichtsmaßnahmen aufgelistet, um dein Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen zu schützen:

  • Beaufsichtige dein Kind: Lasse dein Kind niemals unbeaufsichtigt in der Nähe von Hitzequellen.
  • Erkläre deinem Kind die Gefahren: Bringe deinem Kind bei, dass es sich von Hitzequellen fernhalten muss.
  • Sichere dein Zuhause: Beseitige potenzielle Gefahrenquellen im Haus.

Spezielle Maßnahmen

In der Küche:

  • Stelle Töpfe und Pfannen so auf den Herd, dass sie nicht von der Kante herunterfallen können.
  • Verwende Herdgitter, um den Zugang zu den Herdplatten zu verhindern.
  • Drehe die Pfannen- bzw. Topfgriffe so, dass sie nicht nach vorn zeigen.
  • Halte Kinder von heißen Backöfen und Mikrowellen fern.
  • Lass niemals kochendes Wasser oder heiße Flüssigkeiten unbeaufsichtigt.

Im Badezimmer:

  • Stell die Wassertemperatur am Thermostat auf maximal 45 Grad Celsius ein.
  • Drehe den Wasserhahn beim Baden so, dass kaltes Wasser zuerst fließt.
  • Verwende ein Badewannen-Thermometer, um die Wassertemperatur zu überprüfen.
  • Lass dein Kind niemals unbeaufsichtigt in die Badewanne.

Andere Gefahrenquellen:

  • Bewahre Streichhölzer und Feuerzeuge außer Reichweite von Kindern auf.
  • Schütze Heizkörper und Kamine mit Gittern.
  • Verwende beim Grillen einen sicheren Abstand zu Kindern.
  • Achte auf heiße Flüssigkeiten wie Tee, Kaffee oder Suppe.
  • Sei vorsichtig mit Bügeleisen und Glätteisen.

Kindersicherungen

Kindersicherungen spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz vor Unfällen im Haushalt. Insbesondere an Elektrogeräten und heißen Oberflächen, die für Kleinkinder große Gefahrenquellen darstellen, sind sie unverzichtbar.

Elektrogeräte:

  • Steckdosen: Kindersicherungen für Steckdosen verhindern, dass Kinder Gegenstände in die Löcher stecken und sich so einen Stromschlag zufügen können.
  • Geräte mit Kabeln: Kabel sollten so verlegt werden, dass Kinder nicht daran ziehen oder sie sich in den Mund stecken können.
  • Backofen und Herd: Backofentüren und Herdsicherungen verhindern, dass Kinder sich an den heißen Oberflächen verbrennen.

Heiße Oberflächen:

  • Töpfe und Pfannen: Verwende beim Kochen immer einen Herdschutz, um den Zugang zu den heißen Herdplatten zu verhindern.
  • Heißwasserhähne: Armaturen mit Verbrühungsschutz verhindern, dass Kinder sich mit heißem Wasser verbrühen.
  • Kamin und Heizkörper: Schütze Heizkörper und Kamine mit Gittern, um Verbrennungen zu vermeiden.

Darüber hinaus:

  • Achte auf die richtige Platzierung: Stell Elektrogeräte und heiße Gegenstände so auf, dass Kinder sie nicht erreichen können.
  • Beaufsichtigen dein Kind: Lass dein Kind niemals unbeaufsichtigt in der Nähe von Elektrogeräten oder heißen Oberflächen.
  • Erkläre deinem Kind die Gefahren: Bringe deinem Kind bei, dass es sich von diesen Gegenständen fernhalten muss.
  • Kindersicherungen bieten eine wichtige Möglichkeit, um dein Zuhause sicherer für dein Kind zu gestalten. Sie können Unfälle verhindern, die schwerwiegende und sogar tödliche Folgen haben können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die meisten Kindersicherungen einfach und schnell anzubringen und auch wieder zu entfernen sind. So kannst du problemlos Anpassungen vornehmen, wenn dein Kind älter wird und sicherer mit seiner Umgebung umgeht. Indem du in Kindersicherungen investierst, schaffst du eine sichere und geschützte Umgebung für dein Kind.

Sicherheits-Tipps für den Sommer mit Kindern:

  • Metallrutschen und andere Teile aus Metall auf Spielplätzen können im Sommer zu schweren Kontaktverbrennungen führen. Vor der Benutzung also immer Hand aufs Spielgerät, um die Temperatur zu testen.
  • Mit Wasser gefüllte Gartenschläuche im Sommer liegen teilweise über Stunden in der prallen Sonne. Die Plastikummantelung speichert die Hitze und die Wasserrückstände im Gartenschlauch können sich dabei auf bis zu 60 °C aufheizen. Den Gartenschlauch also nie direkt auf dein Kind richten, sondern besser erst auf den Boden und die Temperatur selbst testen. 
  • Eine oft unterschätzte Verbrennung ist der Sonnenbrand Schützt euch und eure Kinder mit einem für euch passenden Sonnenschutz. Hauptkriterium sollte der LSF von mind. 50 sein. Zusätzlich gibt es auch UV-Schutz-T-Shirts, die eine praktische und effektive Möglichkeit bieten, die empfindliche Haut eurer Kinder vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen. 
  • Kinder sollten niemals (das gilt übrigens auch für den Winter!) alleine im Auto zurückgelassen werden. Selbst wenige Minuten reichen schon aus, damit im Sommer gefährliche Innenraumtemperaturen im Fahrzeug erreicht werden. Teilweise können hier sogar Temperaturen über 50 °C und höher gemessen werden. Metallteile im Auto oder schwarze Sitze können dabei besonders heiß werden. 

Arzt gibt Tipps zur Behandlung von Verbrennungen

Wichtigkeit der Aufklärung über die Gefahren

Kinder sind von Natur aus neugierig und erkunden ihre Umgebung mit allen Sinnen. Dies kann sie jedoch auch in gefährliche Situationen bringen, da sie die Gefahren von Feuer und heißen Gegenständen noch nicht richtig einschätzen können. Daher ist es besonders wichtig, Kinder frühzeitig über diese Gefahren aufzuklären und ihnen beizubringen, wie sie sich sicher verhalten können.

Warum Aufklärung wichtig ist:

  • Verbrennungen sind die häufigste Unfallart bei Kindern im Haushalt.
  • Verbrennungen können zu schweren, bleibenden Schäden führen.
  • Im schlimmsten Fall können Verbrennungen tödlich enden.

Wie du dein Kind aufklären kannst:

  • Beginne früh mit der Aufklärung. Schon Kleinkindern kannst du einfache Dinge erklären, wie z. B. „Feuer ist heiß“ oder „An den Herd darfst du nicht ran“.
  • Sei geduldig und wiederhole wichtige Informationen immer wieder.
  • Verwende kindgerechte Sprache und Beispiele.
  • Mach die Aufklärung spielerisch. Es gibt viele Spiele und Bücher, die dabei helfen können.
  • Sei ein Vorbild. Achte selbst auf einen sicheren Umgang mit Feuer und heißen Gegenständen.

Wichtige Regeln, die Kinder lernen sollten:

  • Niemand darf mit Feuer spielen.
  • Heiße Gegenstände darf man nicht anfassen.
  • Wenn etwas brennt, muss man sofort einen Erwachsenen rufen.
  • Man darf niemals versuchen, brennende Gegenstände selbst zu löschen.
  • Notrufnummer 112 kennen und im Ernstfall wählen können.

Notfallplan für mehr Sicherheit

Ein gut durchdachter Notfallplan kann in kritischen Situationen Leben retten. Hier sind einige Schritte, um einen personalisierten Notfallplan für deine Familie zu erstellen:

  1. Individueller Notfallplan: Entwickle einen maßgeschneiderten Notfallplan, der wichtige Informationen wie Telefonnummern, Allergien deiner Kinder, Vorerkrankungen und den Standort des nächsten Krankenhauses enthält. Halte diesen Plan an einem leicht zugänglichen Ort auf, damit jeder im Notfall schnell darauf zugreifen kann. Hänge ihn z. B. an den Kühlschrank.
  2. Regelmäßige Notfallübungen: Führe in regelmäßigen Abständen Notfallübungen mit deiner Familie durch. Diese Übungen helfen, die erlernten Fähigkeiten zu festigen und sicherzustellen, dass alle wissen, wie sie im Ernstfall schnell und effektiv handeln können.
  3. Gut ausgestattetes Notfall-Kit: Stelle sicher, dass ihr ein Notfall-Kit griffbereit habt. Dieses sollte Pflaster, sterile Verbände, Desinfektionsmittel, eine Schere, Einmalhandschuhe und persönliche Medikamente wie Asthma-Sprays oder Notfall-Medikamente enthalten. Überprüfe regelmäßig den Inhalt, um sicherzugehen, dass nichts fehlt oder abgelaufen ist.
  4. Auffrischungskurs-Reminder: Erstelle einen Erinnerungsmechanismus, der dich alle 6–12 Monate daran erinnert, die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen zu wiederholen und dein Notfall-Kit zu überprüfen. So stellst du sicher, dass alle Materialien aktuell sind und du auf mögliche Notfälle gut vorbereitet bist.

Es ist wichtig, dass Kinder wissen, wie sie in einer Notfallsituation reagieren sollen. Eines der ersten Dinge, die du deinem Kind beibringen kannst, besteht darin, in solchen Momenten immer sofort einen Erwachsenen zu rufen. So lernt es, sich in gefährlichen Situationen nicht allein zu fühlen und weiß, dass es Unterstützung bekommt.

Darüber hinaus solltest du deinem Kind auch zeigen, wie es selbst den Notruf wählen kann. Hier ein paar Tipps, wie du das am besten erklärst:

So erklärst du deinem Kind:

  1. Wähle den richtigen Zeitpunkt: Wähle einen ruhigen Moment, an dem dein Kind aufmerksam ist und nicht abgelenkt wird.
  2. Beginne mit dem Notruf: Erkläre deinem Kind, dass die 112 die Notrufnummer ist und man sie anrufen kann, wenn es einen Notfall gibt.
  3. Übe das Wählen der Nummer: Lass dein Kind im Spiel die Nummer 112 wählen und stelle Fragen, die ein Mitarbeiter der Rettungsstelle stellen könnte.
  4. Erkläre, was im Gespräch wichtig ist: Sag deinem Kind, dass es im Gespräch ruhig bleiben und deutlich sprechen muss. Es sollte seine Adresse und die Art des Notfalls nennen können.
  5. Beruhige dein Kind: Versichere deinem Kind, dass es im Notfall nicht allein ist und die Rettungskräfte ihm helfen werden.

Notrufnummern: 

  • Feuerwehr und Rettungsdienst:112 (Deutschland, Österreich, Schweiz)
  • Polizei: 110 (Deutschland, 133 (Österreich), 117 (Schweiz)
  • Giftnotruf: 030 19240 (Deutschland), 01 406 43 43 (Österreich), 145 (Schweiz)

Zusätzliche Informationen:

Auf unserer Website 12Minutes.de findest du mehr Informationen über kritische Notfallsituationen, sowie unseren online Erste Hilfe Kurs für (werdende) Eltern und andere Bezugspersonen.

Arzt erklärt, wann man bei Verbrennungen Hilfe holen sollte

FAQs

1. Was sind die häufigsten Ursachen von Verbrennungen und Verbrühungen?

Die häufigsten Ursachen für Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern sind heiße Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder Kaffee, offenes Feuer, heiße Oberflächen wie Herdplatten und Bügeleisen, sowie elektrische Geräte. Auch direkte Sonneneinstrahlung kann zu Verbrennungen führen, wenn die Haut nicht ausreichend geschützt ist.

2. Wie erkenne ich den Schweregrad einer Verbrennung?

  • Bei einer 1. Grad Verbrennung ist die Haut gerötet und schmerzhaft. 
  • 2. Grad Verbrennungen zeigen Blasenbildung und starke Schmerzen. 
  • 3. Grad Verbrennungen sind schmerzlos, da Nerven zerstört sind, und die Haut wirkt weiß, ledrig oder verkohlt.

3. Was sind die wichtigsten Schritte der Ersten Hilfe bei Verbrennungen?

Die betroffene Stelle sofort 10–20 Minuten unter kühles, nicht eiskaltes Wasser halten, Kleidung entfernen, die nicht an der Haut klebt, Wunde sauber abdecken (z. B. mit sterilem Verband) und bei größeren oder schwereren Verbrennungen sofort den Notruf wählen.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Selina Meier, Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Selina Meier

Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin

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